Vierzehn Tage Praxis
Seit dem 08. Januar bin ich in Stuttgart auf der überbetrieblichen Ausbildung. Hier sollen wir in der Bildungsakademie der Handwerkskammer zwei Wochen lang intensiv in den verschiedensten Bereichen geschult werden. Produktfotografie, Architektur, Portrait und Mode – jeder Bereich wird abgedeckt. Zusammen mit den anderen Auszubildenden aus meiner Klasse macht die Arbeit Spaß, ist aber auch wirklich anstrengend. Vor allem wenn es um Themen geht, die nicht zu meinen Hauptbereichen der Fotografie zählen. Aber ich bin immer dafür sich weiterzubilden und neue Herausforderungen anzugehen! 🙂
In der Akademie haben wir die Möglichkeit in unglaublich gut ausgestatteten Studios zu arbeiten und unserer Kreativität freien Lauf zu lassen. Natürlich gibt es feste Aufgaben, aber innerhalb der Vorgaben ist alles erlaubt. Das fehlt mir manchmal ein wenig im normalen Praxisunterricht. Das Ausprobieren. Das kreative Ausrasten hinter der Kamera. Hier sind uns fast keine Grenzen gesetzt. Neben rein technischen Aufgaben, wie Beleuchtungs- und Einstellübungen, ist auch konzeptionelle Fotografie geplant. Das finde ich unglaublich wichtig. Natürlich muss man die Technik beherrschen, aber ein gutes Konzept ist die halbe Miete.
Werbe- und Modefotografie
Auch wenn ich momentan nicht in der Werbebranche tätig bin, interessiert mich die Werbefotografie sehr. Das Umsetzen von Ideen. Die Entwicklung dieser Ideen. Die Umsetzung eines Scribbles und eines Konzepts zu einer fertigen Aufnahme. Hier haben wir die Möglichkeit, diesen Bereich der Fotografie besser kennenzulernen. Zu bestimmten Vorgaben müssen Ideen gesammelt und Konzepte erstellt werden, soviel zur Theorie. Die praktische Umsetzung ist sowohl der interessanteste, als auch der schwierigste Teil der Arbeit. Oft ist die Realität nun mal ganz anders, als die Idee in deinem Kopf. Vor allem das Licht genau so zu setzen, wie du es dir vorgestellt hast, ist gar nicht so einfach. Aber im Team mit tollen Kollegen, schafft man auch solche Hürden 🙂
Einblick in die analoge Technik
Leider kommen wir in unserer Ausbildung kaum noch mit der analogen Fotografie in Berührung. Die digitale Technik hat den klassischen Film im Alltag fast verdrängt. Doch für mich war es unglaublich wichtig, diese Kunst der Fotografie auch kennenzulernen. Fotografieren, ohne direkt danach zu sehen, wie das Bild geworden ist. Das ist ungewohnt und vor allem anstrengend. Es erfordert viel mehr Planung und Überprüfung, bevor man wirklich auf den Auslöser drückt. Die digitale Fotografie ist schneller, aber auch ein wenig fauler. Oft wird erst abgedrückt und dann nach dem Licht geguckt. Ein Foto ist viel schneller gemacht, denn löschen geht ja immer 😉
Nun hatten wir einen Film mit zehn Aufnahmen um drei Motive zu realisieren. Drei Schuss pro Motiv und einen Joker 😀 Das setzt einen ganz schön unter Druck. Wir haben alle gespannt auf die Negative gewartet um endlich zu sehen, was wir fabriziert haben. Den ersten selbst entwickelten Film in Händen zu halten, ist ein großartiges Gefühl! Auch wenn man auf den Negativen noch nicht alles erkennen kann, waren wir erleichtert zu sehen, dass Pose und Belichtung stimmen. Am nächsten Tag konnten sind wir dann noch tiefer in das richtige Handwerk der analogen Fotografie eingestiegen.
Selbst Entwickeln. In der Dunkelkammer stehen, Kontaktabzüge machen und anschließend die eigenen Bilder vergrößern und entwickeln. Am Anfang hatte ich unglaublich viel Respekt vor der Arbeit in der Dunkelkammer. Was, wenn ich das teure Papier zu lange dem Licht aussetze? Was, wenn ich die Belichtungszeit völlig falsch gewählt habe? Oder was, wenn ich das Papier zu lange im Entwickler- oder zu kurz im Fixierbad gelassen habe? Tausend Fragen, die alle gleichzeitig in meinem Kopf umherschwirrten. Aber sobald ich mit der Arbeit begonnen hatte, waren all die Sorgen vergessen und ich hatte einfach Spaß. Der Moment wenn du das erste Mal siehst, wie auf dem weißen Papier plötzlich DEIN Bild erscheint, ist eines der tollsten Gefühle überhaupt. In diesem Moment habe ich es noch einmal gemerkt: ich bin Fotografin, mit Herz und Seele!
Analog wird digital
Als ich die fertigen Fotos dann in der Hand hatte, haben mich auch Pickelchen und Fältchen gar nicht mehr gestört. Bei einem digitalen Foto wäre ich sofort mit der Photoshop-Werkzeugpalette angerückt, um kleinere Makel auszubessern. Vor dem analogen Bild, hat man aber irgendwie Respekt. Es ist, wie es ist – es zeigt, genau was war. Anschließend sollten wir die Bilder trotzdem noch einscannen und nach Bedarf bearbeiten, mehr als Staub und Fusseln habe ich aber nicht retuschiert. Ich wollte den Charakter der Fotos beibehalten und als meine ersten analogen Fotos so belassen, wie sie aus dem Wasserbad kamen.
Zum Schluss kann ich sagen, nach vierzehn Tagen intensivem Lernen bin ich völlig geschafft, aber auch zufrieden. Ich konnte meiner Portfolio-Mappe ein paar neue Schätze hinzufügen und neue Erfahrungen sammeln. Manches wollte ich schon so lange einmal ausprobieren. Vor allem das Entwickeln meiner ersten analogen Fotos war für mich ein kleines Highlight! In einem halben Jahr findet die nächste ÜBA statt, wo wir in unserem Fachgebieten geschult werden. Ich bin wirklich gespannt, was ich aus diesen sieben Tagen mitnehmen werde.
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